Schriebe ich meine Lebensgeschichte chronologisch auf -
  sie klänge wie ein Drama, oder eine griechische Tragödie.

Einen Versuch ist es trotzdem wert...

Da ist ein Kind, das nie geboren werde sollte,
aber alle Angriffe auf sein winziges Leben übersteht.
Fünfzig Jahre später kommt die Wahrheit ans Licht:
Der Vater, der unbedingt einen Sohn wollte, ist gar nicht der biologische.
Welche Chance hat so ein Winzling? Kaum eine.
Die Eltern trennen sich, die Mutter ist psychisch krank.
Das Mädchen wird erst einmal zum "Verschickkind", 6 Wochen Hölle.


Anschließend: Vater weg, Mutter wochenlang in Kliniken.
Essbares findet sich am Ende des Wochenmarktes. Das Kind ist allein.
Es lernt und lernt. Zeichnet und schreibt sich das Leid von der Seele.
Kommt schließlich ins Waisenhaus mit weiterem Grauen.
Flieht vor der Verzweiflung in die Stadtbibliothek. Wohin sonst?
Es liest und liest. Flüchtet sich in ferne Welten und Zeiten.


Umzüge mit der Mutter quer durch Deutschland folgen.
Doch Wölfe finden ein ungeschütztes Kind überall.
Aus dem früh eine Erwachsene wird. Die nun selbst Mutter ist.
Doch der Partner ist keiner, er sucht nach etwas, das nicht existiert.
Braucht Schutz und Halt. Doch die Kinder brauchen beides mehr.
Die junge Frau geht fort, nimmt den Lebenskampf auf, wieder allein.


Eines Tages steht sie an einem dunklen Sarg.
Andere folgen. Von hell bis dunkel. Ihr bricht das Herz.
Aber sie steht immer wieder auf. Denn zwei junge Menschen sind da.
Ein Ort am Meer wird zur Heimat, der neuen Schutzburg.
Ist es eine? Vom Leid wird man auch dort aufgestöbert.
"Das Leben muss weitergehen!" Wie oft sagte das irgendwer.

Vom sicheren Hort lässt sich's gemütlich raten
na klar.


Dann sind die Kinder groß, gehen nach Hamburg.
Alles könnte gut sein. Ist es aber nicht. "Mutter hilf!"
Sie arbeitet bis zum Zusammenbruch. Wer ist jetzt für sie da?
Der finanzielle Absturz folgt. Dann eine kleine Rente.
Und der erste Jakobsweg quer durch Nordspanien.
Drei Caminos wird sie noch gehen, schwer verunglücken.
Menschen begegnen, die zu Freunden werden. Echten.


Alles könnte gut sein. Das Haus längst verkauft, die Freiheit begonnen.
Doch erneut kommt es anders als gedacht.
Der Sohn fordert Hilfe, die unmöglich erbracht werden kann. Droht.
Die kleine Familie zerbricht zum Teil daran.


Ein Mann kommt in diesem Moment durch einen Zufall ins Haus, oder war es anders?
Er sucht etwas für sich selbst. Wie sollte es auch sonst sein.
Aber bleibt ein Ausweg? Neun Jahre gehen verloren.
In einem Haus, in dem er der Eigentümer und Herrscher ist.
Sie hat geschwiegen, viel vor Einsamkeit und Verzweiflung geweint.
Aber immer gewusst, dass der Tag der Freiheit kommen würde.
Vielleicht ist die Zeit dafür nun da. Sehnsucht ist unheilbar...


Man darf sich nur niemals die Flügel brechen lassen!



Übermorgen, am 23.04.2024, fahre ich gen Süden. Und bleibe zwei weitere Tage. 

Ein Miniurlaub. Eine Chance mal ganz tief durchzuatmen. Zum ersten Mal seit 

Anfang Oktober 2023 "draußen" zu sein, auf einer Straße. An der Weser sogar. Viel laufen will ich. Mir alles ansehen, was ich zu erfassen vermag. Kaffee trinken, Torte essen, mit Leuten reden. Ganz normale Dinge tun. Wenn mein Körper mitmacht.
Und mir zwei Häuser anschauen, die günstig zu verkaufen sind.
 Vielleicht für ein paar entspannte, noch relativ glückliche Jahre.

Ich glaube, dass ich sie mir in vielerlei Hinsicht verdient habe.



Da geht noch was, es muss einfach!